Oakhands

Der Titel der neuen Oakhands-EP „A Circle with Many Centers“ ist eine Referenz an eine Kurzgeschichte Haruki Murakamis und gleichzeitig die Erkenntnis von Oakhands, dass sich das Leben und die Gefühle doch nicht unbedingt logisch Auseinanderdifferenzieren und Zerdenken lassen. Sondern dass Gefühle ganz einfach erlebt, wie gelebt werden müssen und all die persönlichen Konflikte doch alle stärker und universeller zusammenhängen, als einem lieb ist.
An der Wurzel aller zusammenhängenden Lebensfragen liegt das Thema Depression – der große Gegner aller Gefühle oder auch die große Abwesenheit aller Gefühle, lässt sich nicht einfach analytisch ausdifferenzieren, sondern ist „einfach da“. Ein gesellschaftlich wie individuell unvermeidliches Thema, mitten im Zeitgeist. Und sie stellt sich hier auf der EP gegen das Kaleidoskop der Gefühle auf dem Debütalbum und alle deren analytische Erklärungsversuche.

Musikalisch äußert sich das ebenfalls als auch gewohnt vielschichtig, aber vor allem dicht an den lyrischen und konzeptuellen Ideen. Ihren Trademark „Sturm & Drang“-Sound, ein eindringliches wie glühendes Amalgam aus Post-Hardcore, Indie und (Scr)E(a)mo, dehnen Oakhands auf Gegensätzlichere und deutlichere Art und Weise aus.
Zusammenhängend sind aber nicht nur ihre Gefühle, sondern auch die immer vielfältigeren sozialen wie kulturellen Verflechtungen der Band, zum Beispiel in die inzwischen vielfältigen Live-Besetzungen der Band mit (Kollektiv-)Membern wie dem Münchner Leftfield-Electronica-Artist Giovanni Raabe, dem Berliner Luft-, Raumfahrt- und Twinkle-Tausendsassa Philipp Breese oder mit Jany Irro vom eng-zusammenhängenden Corechaos-Kollektiv.

Alle Beziehungen von Post-Hardcore und dem hypergentrifizierten München mit dessen Stadtgesellschaft schreien nach klärenden Gesprächen und auch diesen Fragen stellen sich Oakhands neben, vor und hinter der Bühne. Denn auch Depression und Kapitalismus, in einem nahezu totgentrifizierten Lebensraum, hängen am Ende immer zusammen.

Foto: Dennis Klausmann