Wir freuen uns auf das Sensationskonzert zweier legendären Bands beim Uferlos Festival 2019. Was wäre die Geschichte der deutschen Rockmusik ohne KRAAN? Zweifelsohne nicht nur unvollständig, sondern vor allem um ein besonders buntes, höchst kreatives Kapitel ärmer. Kraan verschrieben sich von Beginn ihrer Karriere an einer spannenden Fusion aus Rock, Jazz und Ethno-Einflüssen und fügten ihrem Sound später US-Mainstream- und Soul- Elemente hinzu. Seit Anfang 2008 wurde der längst in der Luft liegende Wunsch verwirklicht, auch live wieder freier und den Fähigkeiten der Urmitglieder entsprechender aufzuspielen. Seither besteht KRAAN aus den drei Gründungsmitgliedern Peter Wolbrandt, Hellmut Hattler und Jan Fride Wolbrandt. Diese absolvierten gefeierte Tourneen und veröffentlichten 2011 ihr aktuelles Albums mit dem Titel „Diamonds“, das hochmodern und trotzdem 100% nach KRAAN klingt und damit deutlich zeigt, dass diese Band offenbar keinerlei Zeitschema zu unterliegen scheint; immerhin wird kein Prädikat im Zusammenhang mit KRAAN so oft gebraucht wie das Wort „zeitlos“.

Eine kleine Erbschaft im Mai 1970 war quasi die Initialzündung der Band Kraan. Die vier Ur-„Kraaniche“ Peter Wolbrandt, Jan Fride, Hellmut Hattler und Alto Pappert warfen ihr Geld zusammen und kauften sich eine Anlage plus einen Bandbus. Ihr Debütalbum nahmen sie in einer 2-tägigen Studiosession auf und pflegten auch sonst den Hang zur Spontaneität. Die Galionsfiguren bei Kraan waren Bassist Hellmut Hattler und Gitarrist Peter Wolbrandt, gleichzeitig die beiden Hauptsongschreiber der Band. Kraan genossen das Leben einer musikalischen Kommune. Ein stillgelegtes Weidegut, ein anno 1871 erbautes Fachwerkgebäude mit etwa 4000 Quadratmeter Land, einsam am Rande des Teutoburger Waldes gelegen, war in den Siebzigern ihr Zuhause. Das ehemalige Pferdegestüt hatte Graf Metternich den Musikern zur Verfügung gestellt – kostenlos und ohne Bedingungen. Dort wohnten sie mit 13 Gleichgesinnten (vier Musiker, der Manager, zwei Roadies, drei Frauen, drei Kinder und etliche Katzen und Hunde. In den kommenden Jahren entwickelte sich die Band zu einer der außergewöhnlichsten deutschen Formationen. „Lange Kollektiv-Improvisationen zwischen Jazz, Rock und Blues werden mit spielerischer Leichtigkeit für ein paar Takte von arrangierten Teilen unterbrochen“, schrieb das Magazin „Sounds“ im November 1975. „Da zeigt sich echtes Können und die Kraan-Leute verwirklichen ihre ausgefallenen musikalischen Ideen mit derart viel Einfühlungsvermögen und Präzision, als wollten sie augenzwinkernd an den Genius eines Frank Zappa erinnern.“ (Textauszüge: Matthias Mineur)

„Kein Vietnam mehr, keine Unterdrückung, keine leere und sinnlose Disziplin. Liebe und Verständnis waren der Traum einer erwachenden und von Hoffnung bestimmter jugendlichen Vision“, so beschreiben AMON DÜÜL das Klima, das zur Zeit ihrer Gründung herrschte. Unschwer zu erkennen: Das war Ende der 60er Jahre. In einer Kommune in Herrsching bei München entstand 1967 ein musizierendes Kollektiv, das sich nach dem altägyptischen Wind- und Fruchtbarkeitsgott Amun und dem türkischen Begriff für Mond, Düül, benannte. Mit Auftritten bei Demos und Happenings machte es sich bald einen Namen, wobei die Richtung und auch das Line-Up deutliche Schwankungen erfuhren.

1968 kam es bei den Essener Songtagen zur Spaltung. Ein Teil der Mitglieder wollte weiter improvisieren und sich in keine Songstruktur zwängen lassen, der andere setzte dagegen eher auf so etwas wie Musikalität. Die erste Gruppe behielt den ursprünglichen Namen und erfreute sich in der linken Szene einer gewissen Popularität. Sie stand der Kommune 1 in Berlin nahe, zählte Uschi Obermayer (Tamburine) zu ihren Mitgliedern, nahm Filme und vier Alben auf, darunter „Collapsing / Singvögel Rückwärts“ und „Disaster – Lüüd Noma“, bevor sie 1970 auseinander ging.

Die zweite Gruppe um Chris Karrer (Gitarre, Saxophon, Gesang), Peter Leopold (Schlagzeug), Lothar Meid (Bass), John Weinzierl (Gitarre) und Renate Knaup (Gesang) ergänzte den Bandnamen um eine römisches Zwei. Ihren ersten Auftritt in Essen beschrieb die FAZ vernichtend als „ein halbstündiges musikalisches Nichts“, doch ihr Debütalbum „Phallus Dei“ (1969) machte AMON DÜÜL II schlagartig berühmt. Der 21 Minuten lange Titelsong katapultiert sie national in eine Liga mit Pink Floyd.

Mit ihrem zweiten Album „Yeti“ (1970) gelang Amon Düül II der Durchbruch in Großbritannien. Auf der Suche nach dem „Treffpunkt zweier Parallelen in der Unendlichkeit“ (Karrer) folgten Schlag auf Schlag weitere Alben, wobei die Besetzung sich immer wieder änderte und ergänzt wurde und viele Band-Mitglieder auch bei anderen Projekten tätig waren.

Fest steht, was die Zeitschrift Melody Maker 1969 bei der Veröffentlichung von „Phallus Dei“ schrieb: Amon Düül sei die erste deutsche Gruppe, die „einen eigenen Beitrag zur internationalen Musikszene geliefert“ hat.

Das Sensationskonzert von Amon Düül II & Kraan findet in Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege Freising statt.

Datum: Samstag, 01. 06.19

Beginn: ab 20 Uhr

Veranstaltungsort: Luitpoldhalle Freising

VVK bei Eventim, Münchenticket und Vibus und bei der Tourist-Info Freising

Tickets ca. 38,25 € plus VVK-Gebühren

Fotos: Frank_Schindelbeck (Amon Düül II), Wolf-Peter Steinheisser (Kraan)